Montag, 28. November 2016

Die Kinder von Aleppo

Heute möchte ich Bana eine Stimme geben. Bana ist ein siebenjähriges Mädchen, das im hart umkämpften Osten Aleppos lebt. Seit dem 24. September twittert sie in die Welt, um nicht vergessen zu werden (Bana Alabed). Sie verleiht dem Schrecken des Krieges ein Gesicht und steht symbolisch für alle Kinder, die gezwungen sind, unter grausamsten Bedingungen leben zu müssen. All diese Kinder sind bedingt durch ständige Todesangst und das Grauen, das sie tagtäglich miterleben müssen, schwerst traumatisiert und werden - selbst wenn sie durch glückliche Umstände den Krieg überleben - niemals eine reele Chance haben auf das, was wir gemeinhin ein normales Leben nennen. Man hat sie nicht nur ihrer Kindheit beraubt, sondern ihnen vor allem auch das Urvertrauen genommen, diese besondere Leichtigkeit, die einen Menschen durchs Leben trägt.

Bana twittert Botschaften und Fotos, die sehr betroffen machen. Sie sind nichts für schwache Gemüter. Und dennoch sollte niemand wegschauen. Denn ihre Nachrichten sind keine Fiktion, sondern spiegeln die Seele eines Kindes in schwerster Not. Und wir alle tragen Verantwortung, in dieser Situation nicht einfach die Augen zu verschließen, denn Ignoranz wäre für diese Menschen, denen man bereits ihre Würde genommen hat, das denkbar schlimmste Szenario. Wie soll ein Kind verstehen, was sich selbst uns Erwachsenen nicht erschließt? Wie kann man einem Kind erklären, warum es Kriege gibt? Warum Nacht um Nacht Bomben fallen, warum seine Freunde sterben müssen? Warum erwachsene Menschen eine Welt zerstören, die doch so wunderschön ist? Nein, das kann man einem Kind nicht erklären. Niemand könnte das. Kinder haben ein so feines und unschuldiges Gerechtigkeitsempfinden, sie können klar und feinsinnig zwischen Gut und Böse unterscheiden. Eine Gabe, die sich leider im späteren Leben aufgrund mangelnder Achtsamkeit bei vielen Menschen verliert.

Und ich verstehe es ja selbst nicht. Natürlich sind mir die Hintergründe der Kämpfe um Aleppo bewusst. Und dennoch könnte selbst mir niemand die Notwendigkeit von Kriegen plausibel machen. Krieg stillt immer nur den Machthunger einzelner Parteien und reißt immer Unbeteiligte, zuweilen gar ganze Generationen mit in den Abgrund. Und er ist immer auch ein Abbild unserer Gesellschaft. Denn das selbe Prinzip findet sich selbst in kleinsten zwischenmenschlichen Systemen. An dieser Stelle ist der Einzelne gefordert, inne zu halten und achtsam zu sein - denn Konflikte mit Eskalationspotential finden sich in jeder Familie, jeder Freundschaft und jeder Beziehung. Hier spielt die eigene Grundhaltung eine wesentliche Rolle. Eine Rückbesinnung auf echte Werte ist unerlässlich, um dauerhaft Frieden zu schaffen. Echte Werte wie Liebe, Respekt und Mitgefühl.

Die Welt braucht Menschen, die an das Gute glauben und sich der guten Sache verschreiben. Heute mehr denn je. Willst du die Welt da draußen verändern, musst du zunächst an deiner Einstellung arbeiten. Eine Entscheidung treffen. Es ist immer einfacher, sich in negatives Gedankengut fallen zu lassen, als seinen Fokus auf das Positive zu richten. Sehnst du dich nach Frieden in der Welt, schaffe ihn zunächst in dir, deiner Familie, deinem Freundeskreis. Häufig bedeutet dies in der Konsequenz, einfach mal einen Schritt zurück zu treten und nachgiebig zu sein. Empathie ist hier der Schlüssel. Mache dir die wahre Bedeutung der Menschen in deinem näheren Umfeld bewusst. Und ist Liebe das Bindeglied zwischen euch, so versuche, sie zu verstehen, dich in ihre Gefühlswelt hinein zu versetzen. Respektiere ihr Anderssein, versuche nicht, sie zu ändern, sondern arbeite an deinen eigenen inneren Überzeugungen und Gewohnheiten. Achte die Grenzen eines jeden Menschen. Und lass Liebe, Respekt und Mitgefühl dein Antrieb sein. Es gibt keinen anderen Weg, um Konflikte aus der Welt zu schaffen. Wut und Hass sind keine guten Berater. Sie provozieren immer nur eine weitere Eskalation. Sei nachgiebig und verlasse die Eskalationsspirale. Gehe den guten Weg und du wirst erleben, wie sich dein Umfeld infolge deiner eigenen Veränderung - wie durch Magie - entsprechend angleicht. Erwarte nicht von anderen, den ersten Schritt zu gehen - gehe ihn selbst.

Wie in meinem letzten Post beschrieben (Die Kraft des Mitgefühls), bin ich überzeugt, dass positives Gedankengut und entsprechende Gefühle einfach alles verändern können. Je mehr Menschen sich der guten Sache verschreiben, umso besser wird unsere Welt. Liebe, Mitgefühl und Respekt sind der Grundstein zu wahrem und dauerhaftem Frieden. Diese Welt in ihrer ganzen Pracht und unvergleichlichen Schönheit ist ein Geschenk - wir dürfen nicht zulassen, dass sie weiter zerstört wird, sondern sollten gemeinsam daran arbeiten, unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft in Liebe und Geborgenheit zu schaffen. Jeder Einzelne kann und sollte seinen Teil dazu beitragen - es ist die Verantwortung unserer Generation.

Abschließend noch ein Wort zu Bana: Einzelne Twitterer zweifeln die Glaubwürdigkeit ihres Accounts an, sehen ihn als reines Propagandainstrument - doch wer auch immer sich dahinter verbirgt, es ist und bleibt ein Hilferuf, der nachdenklich stimmen und nicht ungehört verhallen sollte.


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