Das Jahr neigt sich seinem Ende entgegen und
ich möchte gerne an die Menschen erinnern, die uns
in diesem Jahr für immer verlassen haben. Besonders
ist mir persönlich in diesem Zusammenhang die essentielle Botschaft Guido
Westerwelles in Erinnerung geblieben, dem ich an dieser Stelle noch einmal eine
Stimme verleihen möchte.
Als vor ein paar Monaten die
Nachricht vom Tode Guido Westerwelles über den Ticker ging, war ich geschockt.
Nach seinen letzten öffentlichen Auftritten im November vergangenen Jahres war
ich - wie vermutlich die meisten Menschen - davon ausgegangen, dass er es
schaffen wird, seine Krankheit zu besiegen. Es machte mich fassungslos,
als ich dann hörte, dass er verstorben ist. Mit nur 54 Jahren viel zu früh. Und
ich erinnerte mich an seine Worte in einem seiner letzten Interviews und die bedeutungsvolle Botschaft, die sie transportierten: 'Macht was aus dem Tag. Macht was aus dem
Leben. Es ist wunderschön' und 'Es ist ein schmaler Grat, auf dem wir Menschen
uns bewegen.'
Die große Tragik des Lebens ist, dass sich der Mensch häufig erst im Angesicht des Todes auf das
Wesentliche zurückbesinnt. Und ja, es ist sogar ein sehr schmaler Grat, auf dem
wir uns bewegen. Wir alle sind Seiltänzer. Schon im nächsten Moment kann alles
vorbei sein. Wie absurd mutet vor diesem Hintergrund die Tatsache an, dass
viele Menschen ihr wahres Leben auf einen späteren Zeitpunkt vertagen oder gar
alles Schöne zurückstellen, nur um sich ihren Lebensabend abzusichern. Einen
Zeitpunkt fern der Gegenwart, den sie dann vielleicht nicht mehr erreichen.
Um nicht falsch verstanden zu
werden: Ich möchte nicht dazu aufrufen, keinerlei Altersvorsorge zu betreiben.
Die Menschen sollen sich aber bewusst machen, dass das Leben endlich ist und
ihnen an einem Tag X in der Zukunft womöglich keine Zeit mehr bleibt, sich ihre
kleinen und großen Träume zu erfüllen. Leben kann man nur im Hier und Jetzt.
'Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr
Leben', sagte auch Cicely Saunders, eine englische Ärztin, die als
Mitbegründerin der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin gilt.
Wenn ein Prominenter stirbt, zu
jung stirbt, geht ein Aufschrei durch die Gesellschaft, der jedoch bald schon
wieder verhallt. Die Menschen vergessen viel zu schnell, lernen nicht durch
fremde Schicksale und tauchen bald wieder in ihrem zuweilen doch recht
oberflächlichen und frustrierenden Alltagsleben ab. Bis sie womöglich eines
Tages selbst betroffen sind. Und es zu spät ist. Wir sollten die so bedeutsamen
Worte Guido Westerwelles nicht achtlos verhallen lassen, sondern ihnen unsere
größte Aufmerksamkeit schenken, sie mitnehmen und zu unserem täglichen
Begleiter machen: 'Macht was aus eurem Leben. Es ist wunderschön.'
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