Montag, 19. Dezember 2016

Die reinste Form der Liebe

Vor vielen Jahren stritt ich mich einmal über einen längeren Zeitraum mit einem einflussreichen Kirchenmann über das Recht von Tieren. Dieser Mann war tatsächlich davon überzeugt, Tiere haben keine Seele und daher auch keinerlei Recht auf Würde und Respekt. Seine Einstellung und Verbohrtheit machten mich fassunglos und wütend und irgendwann gab ich es auf, mich seinen Anfeindungen weiter auszusetzen. Er war mir einfach in vielerlei Hinsicht viel zu menschlich - und das meine ich nicht in positivem Sinne.

Ich selbst bin mit Tieren aufgewachsen, einem Hund und einer Katze, beide vollwertige Familienmitglieder. Wir alle liebten sie heiß und innig und sie erwiderten diese Liebe in jedem Blick und jeder Geste. Einmal in der Woche besuchten wir gemeinsam mit dem Hund unsere Großeltern, wo sich ein jedes Mal dieses wundervolle Ritual vollzog: Kaum dass wir durch die Türe eingetreten waren, stürmte er los, um die beiden alten Leute zu begrüßen. Laut bellend und winselnd. Seine überschäumende Freude ging uns allen sehr nahe.

Eines Tages verstarb unsere Oma. Von einem Tag zum nächsten war sie fort. Was dann geschah, war herzzerreißend: Sobald wir ins Haus der Großeltern eintraten, begann unser Hund, nach der Oma zu suchen. Winselnd rannte er durchs ganze Haus, durchsuchte zunächst die gesamte untere, dann die obere Etage. In jedem Winkel des Hauses hielt er nach ihr Ausschau und wurde immer verzweifelter, während wir alle stumm im Hausflur verharrten - mit Tränen in den Augen. Irgendwann gab er dann auf, kehrte traurig zurück und blickte uns fragend an. Und wir konnten ihm nicht erklären, dass er die geliebte Oma nie mehr wiedersehen würde. Ja, es brach uns das Herz. 

Unser Hund setzte seine Suche fast ein Jahr lang in gleichem Maße fort. Bis er irgendwann erkannte, dass es sinnlos war.

Tiere haben sehr wohl eine Seele. Sie haben Charakter, sie träumen, trauern, sie fühlen Glück, Freude, Kummer und Schmerz. Und sie lieben, kümmern sich sogar um hilflose Waisen, selbst anderer Tierarten, ziehen sie auf, nähren und versorgen sie. Tiere leben die reinste Form der Liebe. Bedingungslos. Sie kennen keinen Neid, keine Missgunst, kein Rachegefühl, kein Kalkül, keine Niedertracht oder Habgier. Sie führen keine Kriege. Sie sind die friedlichsten Geschöpfe auf Erden. 

Wir Menschen haben uns angemaßt, uns die Welt mit all ihren wunderbaren Lebewesen untertan zu machen. Sie zu entwerten, auszubeuten, zu missbrauchen. Obgleich wir nicht das Recht dazu haben. Wir dürfen Tieren nicht ihre Würde nehmen - wir sollten vielmehr von ihnen lernen: Von ihrer friedlichen, liebevollen Art und vor allem ihrem respektvollen Umgang - dem Eins sein - mit der Natur. 

Es ist an der Zeit, Tieren endlich das zuzusprechen, was ihnen seit jeher gebührt: Ein artgerechtes Leben in Würde und Respekt.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen